Pfarr- und Wallfahrtskirche, St. Radegund

Ruhestätte Ehepaar Jägerstätter

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Die sterblichen Überreste von Franz Jägerstätter

Nach der Hinrichtung von Franz Jägerstätter er am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel wurde der Leichnam am 11. 8. im Krematorium verbrannt. Entgegen den Bestimmungen zur anonymen Bestattung, wie sie für zum Tode Verurteilte vorgesehen war, beschriftete die Friedhofsverwaltung die Urne mit Namen, Geburts-, Todes- und Kremationsdatum und gab auch noch den Schamottestein mit der Verbrennungsnummer zur eindeutigen Identifikation der Brandleichenreste dazu. Bestattet wurde die Urne auf dem städtischen Friedhof, wo Schwestern der Franziskanerinnen Blumen am Bestatungsort pflanzten, nachdem ihnen der Friedhofsverwalter den Ort angezeigt hatte. Sr. Balda brachte die Urne im Juni 1946 auf Wunsch von Franziska Jägerstätter nach Vöcklabruck, wo sie im Juli von Pfarrer Karobath abgeholt werden konnte. Am 9. August 1946 wurde sie an der Kirchenmauer bestattet. Pfarrer Karobath schrieb in die Pfarrchronik: „Meine Nachfolger bitte ich, dieses Grab zu erhalten.“ (Quelle: Pfarrarchiv St. Radeg

Gottesdienstordnung

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Der Hochaltar

Der um 1770 errichtete Hochaltar birgt in seiner Mitte die Statue der Muttergottes mit dem Jesuskind, darüber beendet sich das Bild der heiligen Radegundis, der Pfarr- und Kirchenpatronin. Daneben sind die beiden Wetterheiligen Johannes und Paulus. In der Mitte des Altares ein Drehtabernakel mit Seitenteilen, die Reliquien enthalten. Neben dem Altar sieht man die Bleiglasfenster der Heiligen Stephanus und Laurentius. An der linken Wand neben dem Altar hängt ein Relief vom letzten Abendmahl. Rechts über der Sakristeitür ist das Bild der büßenden Maria Magdalena. Im ersten Langhausjoch steht links der Seitenaltar mit einer Darstellung der Kreuzigung, darüber finden wir den büßenden Petrus.

Das letzte Abendmahl

Das Original von Gordian Gugg (Bildhauer und Maler aus Laufen a. der Salzach) ca. 1520 befindet sich im Landesmuseum in Linz. Die Nachbildung hat Alois Wengler aus St. Radegund 1962 angefertigt.

„Raumerzählung“

Der Altarraum wurde nach dem Liturgieverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils neugestaltet. Mit der Neugestaltung wurden der in Berlin lebende oberösterreichische Künstler Christoph Mayer (CHM.) und der Berliner Architekt Petr Barth (bfp&r) beauftragt.Es war die Idee der beiden, die Kirche als „Gedanken- und Entscheidungsraum“ zu gestalten.
Räumlich verbunden mit den sterblichen Überresten im Altar sind Gedankenfragmente von Franz Jägerstätter. Diese wurden in die Mauern der Kirche gestickt, laufen weiter auf den Bänken und am Boden der Kirche.Bewegen sich BesucherInnen durch den Kirchenraum, werden einzelne Sätze wahrnehmbar und verschwinden wieder. Die Gedanken lauten etwa: „wenn wir das Gegenteil von dem tun, was wir beten“ oder „weil man sich am ganzen Weltgeschehen für schuldlos hält“. (Text: Diözese Linz)

Taufbecken

Neu und prominent positioniert ist auch das Taufbecken. Es unterstreicht, dass das Hochfest des seligen Märtyrers Franz Jägerstätter, des nun zweiten Patrons der Pfarrkirche, auf seinen Tauftag fällt. Durch die Taufe geschieht die Eingliederung in die Christusgemeinschaft und zugleich in die Kirche. Wer in der Taufe wiedergeboren ist in Christus, erwartet den leiblichen Tod als „dies natalis“, den Geburtstag zum ewigen Leben. Das Taufbecken ist aus einem eiförmigen Stein erarbeitet (Symbol von Beginn, Geburt, Wandlung, Auferstehung). Dieser Stein ist zu einem Drittel in den Boden der Kirche eingelassen und verbindet das Wasser mit der Erde. Vier kreisförmige Ausnehmungen im Grundriss können als freigelassener Raum für die Taufenden verstanden werden.

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Die Orgel

1988 wird die Orgel von Orgelbaumeister Fritz Mertel aus Salzburg umgebaut. Der Spieltisch wird gedreht und neue Orgelpfeifen werden eingebaut.

Hl. Radegundis

Die hl. Radegundis, war eine germanische Prinzessin, Tochter des Thüringer Königs Berthachar. Sie wurde um 518 geboren. Schon ihre Jugend stand im Zeichen gewalttätiger Verbrechen. Ihr Vater wurde von seinem Bruder erschlagen, ihre Mutter und Geschwister, bis auf einen Bruder, umgebracht. Als die Franken unter ihrem König Chlothar das Land eroberten, wurde die damals 13-jähige mit ihrem jüngeren Bruder als Beute nach Frankreich entführt. Sie erhielt dort die Taufe und wurde von ihrem Lehrer, dem hl. Medardus, dem Christentum zugeführt. Im Jahr 540 musste sie eine Zwangsehe mit Chlothar eingehen. Radegundis führte als Königin ein Leben, das eher dem einer Nonne glich. Sie lebte ein denkbar einfaches Leben, und ihre Wohltätigkeiten für die Kranken und Armen kannte keine Grenzen. Die kinderlose Ehe dauerte sechs Jahre. Nachdem Chlothar auch ihren jüngeren Bruder umbringen ließ, entschloss sie sich, ihren Mann zu verlassen. Radegundis floh nach Noyon und bat den hl. Medardus um den Schleier. Als dieser zögerte und die Edelleute des Königs in die Kirche eindrangen, um sie zurückzuholen, sagte sie zu Medardus, wenn er sich weigere ihrer Bitte zu entsprechen, werde Gott ihre Seele einst von ihm zurückfordern. Medardus weihte sie zur Diakonissin. Somit hatte Chlothar keinen Anspruch mehr auf sie. Sie gründete dann das Kloster zum hl. Kreuz, das eine Zufluchtsstätte aller Armen und Bedrängten wurde. Sie starb mit 69 Jahren am 13. August 587. Das Grab der Heiligen Radegundis ist heute ein beliebter Wallfahrtsort. Fest 13. August

Der Ambo

Dem Altar zugeordnet ist der Verkündigungsort
(Ambo), der Tisch des Wortes Gottes. Vom Ambo
aus spricht Gott elbst zur Gemeinde, wenn die
Heiligen Schriften vorgelesen werden. Durch
eine unterschiedliche Neigung der vier Außenkanten, zusammengeführt in der Lesefläche des
Wortes Gottes, erscheint der Ambo aus jeder
Perspektive in einer anderen Form – so wie der
Text des Evangeliums oder auch eine Situation,
in der ein Mensch handelt, aus verschiedenen
Perspektiven anders erscheint. Die Gläubigen
kommunizieren das „Wort“, so wie sie auch den Leib des Herrn in Brotgestalt „kommunizieren“ – in beiden Vorgängen wird Beziehung geschenkt. Der Tisch des Brotes (und des Weines, der Altar) und der Tisch des Wortes (der Ambo) gehören eng zusammen und stellen die gestalterische Mitte des Raumes dar. Die Gemeinschaft wird betont und deutlicher um die beiden Tische versammelt.

Hl. Laurentius

Hl. Laurentius: Er war Diakon in Rom unter Papst Sixtus II, wurde wegen seines Glaubens gefangen genommen und unter Kaiser Valerian im Jahr 258 auf einem glühenden Rost verbrannt. Er ist einer der am meisten verehrten frühchristlichen Märtyrer. Dargestellt ist er auf dem Bleiglasfenster mit dem Rost und dem Evangelienbuch. Fest 10. August

Der Friedhof

Der Friedhof in St. Radegund ist ein für unsere Gegend besonderer Friedhof. Die Kreuze aus Schmiedeeisen und Holz findet man eher auf Friedhöfen in den Alpen. Pfarrer Karobath hat in den 50er und 60er Jahren viel Wert daraufgelegt, dass ausschließlich Holz und Schmiedeeisen Kreuze aufgestellt werden. In der Friedhofsverordnung wurde dieses Vorgehen festgeschrieben und gilt bis heute. Der Friedhof wird von auswärtigen Besuchern als etwas ganz Besonderes wahrgenommen und bewundert.

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Hl. Stephanus

Hl. Stephanus: Er war Diakon der ersten christlichen Ge- meinde in Jerusalem. Er wurde wegen seines Glaubens von seinen Gegnern gesteinigt. Dargestellt wird er mit der Märtyrerpalme und mit Steinen. Fest 26. Dezember

Die zehn Gedanken

• Wovor hast du Angst? 
 • Das wir uns als Werkzeug ganz einfach zur Verfügung stellen. 
 • Mia haum glaubt, a unsa Laund, a uns, a unser Kinda. • Licht ohne Finsternis und alles ewig ohne Ende. • Wer trägt die Verantwortung für das, was ich tue? • Wenn wir das Gegenteil von dem tun, um was wir beten • Waun olle a so docht ... g ́mocht hedn, wia wa ́s denn daun? • Wann kommt Vater eimal heim? • Ob wir in diesen Strom selbst hineingesprungen in dem wir alle schwimmen • Weil man sich am ganzen Weltgeschehen für schuldlos hält.

Geschichte der Pfarrkirche

Im Jahr 1372 erfolgt die Stiftung einer täglichen Messe in der St.
Radegundis-Kapelle im Weilhart bei der Ettenau durch die Herzöge Stefan den Älteren und seinen Sohn Johann mit 100 Pfund Pfennig zum Licht und zum Bau und zur Widmung des Grundes, „was ein Mann mit einem Wurfstein von den äußeren Zäunen scheibaus hinwegwerfen mag.“ Die Verwaltung der Kirche hatte der Abt von Zisterzienserkloster Raitenhaslach. Die Einweihung der Kirche erfolgte am 15. April 1422 durch Bischof Engelmar von Chiemsee. Das ursprünglich vierjochige Mittelschiff wurde im Jahr 1560 durch zwei Seitenschiffe erweitert. Im Jahre 1788 wurde St. Radegund zur Pfarre erhoben. 1908 erfolgte der Anbau der Sakristei.

Altar mit Reliquiar Franz Jägerstätter

Der Altar steht im Zentrum des neuen, erweiterten Altarraums. Er symbolisiert Christus, der die eigentliche Mitte der Gemeinde ist. Der Altar besteht aus zwei ineinandergreifenden Sandsteinblöcken, in deren Mitte sich ein kreuzförmiger Hohlraum befindet. Dieser ist der Ort für die Reliquien – Brandreste und Reste der Urne – eines Menschen, dessen Gewissensentscheidung bis zur äußersten Konsequenz geführt hat: Franz Jägerstätter wurde für seine Glaubensüberzeugung hingerichtet und teilt so das Schicksal Jesu. Das Reliquiar ist ein geschlossener, komplexer Glaskörper, der sich exakt in den Hohlraum zwischen den beiden Sandsteinblöcken des Altars einfügt und sich mit vier Fenstern in den Kirchenraum öffnet. Die Brandreste und die Reste der originalen Urne bedecken den Boden dieses kreuzförmigen Körpers. Jede Seite des Altars erlaubt Einblicke in diesen Raum. Von der vorderen Öffnung ist der Deckel der originalen Urne mit den Inschriften gut lesbar zu sehen. (Text: Diözese Linz)