Fresken im alten Pfarrhof, Ostermiething

Die Fresken von Ostermiething

Bei den Fresken von Ostermiething handelt es sich um ein erzählendes Gemälde. Die Richtung ist durch die Thematik vorgegeben und im Uhrzeigersinn angelegt. Wir erfahren vieles über das damalige Gedankengut, über eine feste Ordnung, gekennzeichnet durch ein klares Gottesbild. Sittliche und moralische Grundsätze folgen strengen Gesetzen.

4 - Der Löwe und der Esel

Der Löwe ist in der Fabel der König der Tiere und herrscht über alle anderen. Nicht so in den Fresken von Ostermiething. Hier bekennt er in einem Spruchband "Des pin ich leb, des esels knecht".Was ist mit dem Löwen passiert, dass er brav hinter einem Esel her trottet, der sich zudem ziemlich lächerlich auf eigenartigen Stöckelschuhen fortbewegt und auf dem Kopf die Krone trägt? Die Erklärung ist eine politische: Man darf davon ausgehen, dass der Löwe Bayern symbolisiert und dass es zu Unstimmigkeiten zwischen Bayern und Habsburg, dargestellt als eitler Esel, gekommen ist. Auf alle Fälle läuft die Welt verkehrt, wenn der Esel über den Löwen herrscht.

6 - Die Ostwand

Die Ostseite des Zimmers bietet im ersten Abschnitt einen Einblick in die bäuerliche Arbeit und zeigt einen Imker und einen Vogelfänger. Vögel standen häufig auf dem Speiseplan des gemeinen Volkes im Mittelalter, wurden aber auch gerne über den Winter in Volieren gehalten und dann wieder frei gelassen. Auch Frösche und Fische waren eine willkommene Abwechslung. Im zweiten Abschnitt wird die Hirschjagd im Weilhart gezeigt.

Kapelle

360°-Ansicht des alten Pfarrhofes

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Der Maler

Der Maler, der im Auftrag von Pfarrer Arnoldus Taubenpruner die Fresken im alten Pfarrhof von Ostermiething zwischen 1465 und 1470 geschaffen hat, ist namentlich nicht bekannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit darf angenommen werden, dass er ein Wanderkünstler aus dem süddeutschen Raum war. Der Maler hat in Ostermiething ein Meisterwerk geschaffen und diese Fresken sind die einzig erhalten profanen Wandmalereien im Bezirk Braunau. Quelle: Wikipedia

3 - Der alte Pfarrhof

In der Türlaibung sind zwei gemauerte Häuser gemalt, die wahrscheinlich an den früheren Pfarrhof unten an der Salzach erinnern sollen.

1 - Die verkehrte Welt

Nach der Türnische ist eine Fischfangszene dargestellt, die als bekannteste und einprägsamste Darstellung der Wandmalereien von Ostermiething gilt. Acht Fische befinden sich in der Krone eines Baumes, acht Vögel sitzen in einem Teich und ein Fischer lässt seine Angel ins Wasser hängen. Fällt ihm diese Besonderheit nicht auf? Ist ihm nicht klar, dass Gesetzesmäßigkeiten auf den Kopf gestellt sind. Was alles in der Welt des Arnoldus Taubenpruner nicht richtig läuft, erfahren wir bei näherer Betrachtung der weiteren Bildnisse im Raum.

5 - Die Weiberlisten

Die drei folgenden Figurengruppen haben eine Gemeinsamkeit: Sie symbolisieren die Macht und die List der Frauen. Im Mittelalter war diese Frauenherrschaft als eine Perversion der göttlichen Ordnung verurteilt.In Ostermiething hat der Künstler drei beliebte Beispiele gewählt, die darüber berichten , wie es einem Mann ergeht, wenn er, blind vor Liebe, der Frau die Herrschaft überlässt. Dargestellt sind „Salomo und die Königin von Saba“, „Samson und Dalila“ und „Aristoteles und Phyllis“. Auch in dieser Thematik wird klar, dass die Welt nicht richtig läuft, dass die Ordnung gestört ist, wenn sich der Mann der Frau unterordnet.

7 - Die Hirschjagd im Weilhart

Das Jagen von Nieder- und Hochwild war den Vornehmen und Geistlichen vorbehalten, wie dieses Fresko zeigt. Den gesamten restlichen Teil der Ostwand nimmt die Darstellung der Hohen Jagd ein. Fünf Jäger versuchen, einen Hirsch in ein Fanggitter zu treiben und anschließend zu töten. Auffallend an der Darstellung sind die Größenverhältnisse. Die Jäger und auch der Hirsch überragen bei weitem einzelne Bäume. Die richtige Perspektive schien dem Maler und seinen Auftraggeber nicht zu interessieren. Wichtiges wurde groß, Unwichtiges nur ganz klein oder gar nicht gemalt.

3D-Video: Fresken im alten Pfarrhof, Ostermiething

8 - Der schlafende Krämer und die Affen

Leider ist ein Teil der Westwand zerstört. Aus ähnlichen mittelalterlichen Darstellungen weiß man allerdings, was auf der beschädigten Fläche zu sehen war: Ein Krämer sitzt an einen Baum gelehnt am Boden und ist eingeschlafen. Affen plündern seinen Krämerladen und erforschen alles, was der Krämer mit sich führt. Gürteltaschen werden umgebunden, Säckchen werden untersucht und sie hantieren mit Scheiben, bei denen es sich um Spiegel handeln dürfte. Im Mittelalter war die Darstellung eines schlafenden Krämers, der von Affen ausgeraubt wird, keine Seltenheit. Der Affe ist in der damaligen Zeit mit negativen Eigenschaften behaftet. Ihm werden die Laster der Trägheit, Habsucht und Wollust zugeschrieben. Quelle: Buch "Fresken im alten Pfarrhof in Ostermiething".

2 - Das Schlaraffenland

Aus den Niederlanden kommt die erste Beschreibung eines Schlaraffenlandes: "Das ist ein sehr seltsames, wunderschönes und leckeres Land, voll von Vergnügungen und Wollust. Jedes Haus ist von einem dichten Zaun umgeben, teilweise aus Leberwurst, teilweise aus Mettwurst". Das Wort "Schlaraffenland" wird vom mittelhochdeutschen "schlur affe" abgeleitet. "Schlur" ist mit "faul" gleichzusetzen. Da der Affe im Mittelalter als unnützes Tier betrachtet wurde, kann eine Parallele zu der Darstellung des Krämers mit den Affen gezogen werden. Das Schlaraffenland entspricht nicht dem Ideal des Pfarrer Taubenprunner. Die Welt läuft verkehrt.

9 - Der Schildträger

Über der mit Reben verzierten Türnische kniet der Wappenträger des Plebanus Arnoldus Taubenpruner. Der dunkelhaarige Bursche ist mit rotem Wams, eng anliegender Hose und spitzen Schuhen bekleidet. Er hält einen blauen Schild und präsentiert das Wappen des Auftraggebers. Die Bedeutung des Wappens lässt sich nur erahnen. Die blaue Farbe drückt in der Heraldik Treue und Beständigkeit aus. Die Ringe könnten zum Ausdruck bringen, dass Taubenpruner einer Familie von Ringschmieden entstammt, die ihren Sitz in Kapfenberg hatte.

10 - Die Decke des Raumes

Bevor man einen Blick zur Decke wirft, sollte man sich zur Erinnerung rufen, wie das Weltbild zur Zeit des Arnold Taubenpruner ausgesehen hat. Kopernikus, Kepler und Gallilei waren damals noch nicht einmal geboren. Es sind nur Teile Europas, Asiens und Afrikas bekannt. Das Verhältnis zwischen Festland und Meer ist völlig falsch zugunsten des Festlandes verschoben. Die Erde ist eine Scheibe, kommt man zu weit an den Rand, fällt man hinunter. Die tonnenförmig gewölbte Decke entspricht dem Himmelsgewölbe. Die Sonne steht im südlichen, der Mond im nördlichen Teil des Firmaments. Viele Sterne sind in Rot, andere in Schwarz-Silber gehalten. Bekannte Sternenbilder lassen sich nicht erkennen.

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